Sonntag, 11. Mai 2008

Slow Play mit einem „Soft Call“

Sie spielen einen „Soft Call“ wenn Sie eine wirklich SEHR GUTE Hand haben und jemand VOR Ihnen wettet. Anstatt selbst einen Raise zu spielen gehen Sie einfach nur mit.

Leser unseres Blogs kennen uns, und fragen sich vielleicht was das nun soll, haben wir uns doch bisher immer gegen „Slow Play“ ausgesprochen.
Das ist richtig.
Aber es gibt einige Situationen in denen es wesentlich erfolgversprechender ist „Slow“ zu spielen.

Diese spezielle Situation zeigen wir Ihnen im Folgenden – und natürlich auch wie Sie sie richtig spielen.

Beginnen wir wieder mit einem Beispiel:

Sie befinden sich in einem No Limit Holdem $5-$10 Spiel mit insgesamt 10 Spielern.

Sie befinden sich in guter, also später Position.

Ihre Hole Cards:

clubs_ace.png heart_ace.png

Perfekt!

Ein paar Spieler in schlechter und mittlerer Position limpen in den Pot (gehen den Mindesteinsatz mit) und unser allerseits bekannter Freund Max ist am Zug.

Er setzt $ 125!

Sie haben die ganzen Runden vorher exakt beobachtet und wissen – das ist ein verdammt hoher Pre-Flop Raise! Wesentlich höher als die bisher durchschnittlichen $ 50 - $ 75!

Sie erkennen das Zeichen – Max hat wohl so etwas wie Q-Q, J-J oder 10-10.

Warum?

Max ist kein Idiot – mit A-K wäre er sicher All In gegangen und hätte den Pot versucht zu stehlen.
Er muss also eine gute aber keine sehr gute Hand haben die er eigentlich nicht spielen will – er hofft darauf, dass alle anderen Folden werden OHNE dass er mit dieser mittelguten Karte ein All In riskieren muss.

Es ist noch ein Spieler vor Ihnen an der Reihe – dieser passt.

Nun ist es an Ihnen den richtige Spielzug mit Ihren Pocket Rockets zu machen.

Und genau in dieser Situation sollten Sie einen „Soft Call“ spielen!

Warum?

Hier die Erklärung:

Sie können mit allergrößter Sicherheit davon ausgehen, dass Max, ganz egal welche Karten am Flop kommen, wieder wetten wird – nach diesem ungewöhnlich hohen Pre-Flop Raise.

Callen Sie ihn – und er wird mit Sicherheit nicht vermuten, dass Sie American Airlines (A-A) haben.

Erhöhen Sie, dann verängstigen Sie Max – denn ein Raise nach so einem Einsatz läßt bei Max nur einen Schluß zu: Sie müssen eine Monsterhand haben! Und ist Max klar bei Sinnen, dann wird er folden.

Also – Sie callen die $ 125!

Wie zu erwarten war, steigen alle anderen Spieler aus der Hand aus, und es heißt: Sie gegen Max.

Da kommt der Flop:

clubs_6.png diamond_4.png heart_8.png

Perfekt!

Keine wirklich hohe Karte am Board.

Das sollte Max mit seinem High-Pair genügend Selbstvertrauen geben zu glauben, dass er vor Ihnen liegt. Weiters sollte Ihm dieses Board genügen eine weitere Wette zu spielen.

Andererseits wissen Sie auch, dass Max – mit 99% Sicherheit hinter Ihrer Monsterhand zurückliegt – die einzige Karte die Ihm vielleicht geholfen hat ist die 8. Sollte dies der Fall sein, dann wird er entweder checken oder eine sehr kleine Wette spielen – mit einem Drilling in Kombination mit diesem Board und Ihrem Call wird er Schwäche vortäuschen in der Hoffnung, dass Sie in der Hand bleiben und weiter einzahlen.

Aber weiter im Beispiel – Max setzt $ 250, ganz wie erwartet.

Was nun?

Sie haben 2 Optionen:

  1. Sie Raisen und kassieren den Pot gleich jetzt.
  2. Sie spielen einen weiteren „Soft Call“ und kassieren am Turn oder River noch mehr.

In unserem Beispiel spielen Sie Option 2 – den “Soft Call”.

Der Turn:

clubs_4.png

Perfekt!

Diese Karte hilft Ihnen doppelt – Sie stärkt das Vertrauen von Max in seine Karten UND Sie wissen, dass diese mikrige 2 Max nichts geholfen hat.

Und so schiebt Max siegessicher seine letzten $ 500 in die Mitte (All In) – im festen Glauben an seine starke Hand.

Sie gehen mit – und Ihre beiden Asse werden am Bildschirm angezeigt (offline drehen Sie Ihre Karten um) und schon wandert die Kohle zu Ihnen rüber.
Mit Ihren Assen haben Sie die beiden J-J von Max natürlich besiegt.
Gut, was können wir nun aus diesem, zugegeben sehr perfekten Beispiel lernen?

Die richtigen Voraussetzungen für einen „Soft Call“.

Der „Soft Call“ ist eine Kombination aus folgende 2 Zutaten:

Antizipation UND Slow Play.

Die Absicht des „Soft Calls“ ist es den Gegner auszutricksen und ihn sein eigenes Grab schaufeln zu lassen.

Und das meinen wir damit:

Der „Soft Call“ basiert auf Ihrer Annahme, dass Ihr Gegner nach seiner Pre-Flop Wette eine weitere Wette abfeuern wird UND Sie wissen, dass Sie die beste Hand am Tisch haben.

Sie machen Ihren Gegner glauben, dass er die beste Hand hat bestärken ihn durch Ihr „Slow Play“ darin. So wird Ihr Gegner pot-commited und vielleicht sogar ein wenig frustriert, wenn Sie jeden seiner Einsätze mitgehen.
Dies ist der perfekte Gemütszustand in dem Ihr Gegner zu viel riskieren wird und mit viel zu schlechten Karten sogar All In gehen wird.

Die 4 Voraussetzungen für einen „Soft Call“:

  1. Sie WISSEN, dass Sie die beste Hand haben – keinerlei Spekulation ist notwendig.
  2. Sie antizipieren weitere hohe Wetten Ihres Gegners.
  3. Sie befinden sich in guter Position (also später Position).
  4. Sie brauchen sich keine Sorgen über zu viele Spieler in der Hand machen.

Die erste Voraussetzung heißt nichts anderes, als dass Sie nur mit den besten Händen (A-A und K-K) slow spielen und einen „Soft Call“ machen.

Die zweite Voraussetzung bedeutet, dass Sie mit sehr großer Sicherheit davon ausgehen, dass Ihr Gegner weitere hohe Einsätze bringen wird. Es ist ein Faktum, dass sehr, sehr viele Spieler einen zweiten Raise spielen, wenn Sie schon vor dem Flop erhöht haben.

Die dritte Voraussetzung – Position, heißt nichts anderes, als dass Sie einer der letzten am Tisch sein müssen um einen „Soft Call“ zu spielen. Müssen Sie als erster agieren, denn spielen Sie check-call – und das ist bei weitem nicht das gleiche!

Die vierte Voraussetzung ist enorm wichtig um Bad Beats zu vermeiden – wenn Sie einen „Soft Call“ spielen, müssen Sie wissen, dass nicht mehr als 2 andere Spieler in der Hand sind.

Immer wenn Sie eine Monsterhand halten müssen Sie das Feld auf einen bis zwei Gegner reduzieren – entweder selbst (aus früher Position) oder wie in diesem Beispiel, wo Ihnen der Gegner diesen Job mit seinem ungewöhnlich hohen Einsatz abgenommen hat und Sie aus später Position nur mehr callen müssen.

Hätte Max in unserem obigen Beispiel nur $ 40- $ 50 erhöht, dann hätten Sie auf KEINEN FALL einen Call spielen dürfen – die Gefahr, dass mehr als 3 Gegner in der Hand geblieben wären, wäre viel zu groß gewesen!

Der Grund, warum der “Soft Call” so viel Power hat, ist: Ihr Gegner wird davon ausgehen, dass Sie etwas wie A-K, A-Q, K-Q oder ein kleines Paar haben.

Nach einem schwachen Flop wird Ihr Gegner erst recht denken, dass er vorne liegt und wird seinen Einsatz nochmals erhöhen um Sie aus der Hand zu drängen.

Eine der „fundamentalen Weisheiten“ bei Texas Holdem Poker ist, dass mit jeder Runde in einem Spiel sich die Einsätze erhöhen. Die Einsätze nach dem Flop werden höher sein als zuvor, und die Einsätze nach dem Turn höher als die nach dem Flop, und so weiter.

Hätten Sie in unserem Beispiel den Einsatz von Max VOR dem Flop ge-reraist, dann hätte er mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit gepasst – Sie hätten die Blinds und die $ 125 gewonnen. Auch nicht schlecht.

Aber durch Ihren „Soft Call“ - mit den perfekten Voraussetzungen dafür - haben Sie ihn in die Falle laufen lassen und all sein Geld kassiert.

Der Schlüssel zum Erfolg ist es, dass Ihr Gegner denkt, dass er die stärkere Hand hat. Lassen Sie ihn in dem Glauben und lassen Sie ihm die Offensive. Es wird sich auszahlen für Sie!

Hände mit den Sie „Soft Call“ spielen können:

Zur Erinnerung – Sie sollten nur mit diesen beiden Händen einen “soft Call” spielen:

A-A und K-K

Niemals aber mit Karten wie A-K oder A-Q (egal ob suited oder nicht).

A-K (Big Slick) hat natürlich enormes Potenzial – aber genau betrachtet ist es nur ein Ass mit einer hohen Kickerkarte. Wenn der Flop nichts brauchbares bringt und einer Ihrer Gegner erhöht, dann sind Sie in Schwierigkeiten!

Wenn Sie nach dem Flop oder Turn noch einen weiteren „Soft Call“ spielen wollen, dann tun Sie das bitte NUR mit Drillingen, 2 Paaren oder einem „Over Pair“ wie in unserem Beispiel!

Drillinge und 2 Paare sind kaum zu antizipieren für Ihren Gegner und daher so verdammt stark und perfekt geeignet für einen “Soft Call” – denn wie oben erwähnt, es geht darum den Gegner im falschen Glauben zu lassen.

No Risk – No Fun!

Leider gibt es auch verdammt gefährliche Momente mit “Soft Calls”:

Ihr Gegner hatte Glück am Flop. Achten Sie ganz besonders auf Straight und Flush Draws sowie 2 Face Cards.

Beispiel:

Sie haben Pocket Kings und am Flop kommt Herz Dame, Herz Drei und Herz Sieben.
Bringt Ihr Gegner danach einen hohen Einsatz, ist Feuer am Dach! Er würde nicht so einen Einsatz wagen, wäre er sich nicht ganz sicher, dass er das beste Blatt hat.
Nur ein Bluff, denken Sie?
Nein, denn diese drei Herzen würden Ihm ordentlich Angst einjagen, hätten sie ihm nicht geholfen!
Genauso verhält es sich mit 2 Face Cards: Q-Q-5 oder mit einem Straigt Draw: 8-9-10. Jeder Raise ihres Gegners bedeutet hier nichts gutes für Sie.

Wie Sie sehen – es gibt Situationen in denen wir „Slow Play“ empfehlen, aber nur in ganz bestimmten Situationen. Daher nennen wir diese spezielle Situation auch „Soft Call“ – denn der Call, unter allen oben beschriebenen Voraussetzungen, macht den Unterschied.

Integrieren Sie diese Taktik in Ihr ganz persönliches Arsenal an Spielzügen und Sie werden mehr und höhere Pots gewinnen!

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